Am 24.9.2016 fuhr ein Bus mit Mitgliedern und Gästen der Altstadtfreunde Altdorf bei schönem Spätsommerwetter in Richtung Augsburg.
Die erste Station auf der Fahrt war das Klostermühlenmuseum in Thierhaupten, eine der wenigen schwäbischen Gemeinden östlich des Lechs und etwa 20 km nördlich von Augsburg. Thierhaupten ist bekannt duch sein altes Kloster, das bereits vom baierischen Herzog Tassilo III. gegründet wurde. Das Kloster gab auch den Anlass, Mühlen zu errichten. Insgesamt gab es im Ort vier davon, alle an der Friedberger Ach gelegen. Eine der Mühlen wurde bis 1959 benutzt und stand dann leer. Einer Privatinitiative ist es zu verdanken, dass das Gebäude saniert wurde und nun als Museum betrieben wird; inzwischen wurde es vom Landkreis übernommen.
Das Besondere am Museum ist nicht nur, dass die Technik der Getriedemühle aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erhalten geblieben ist, sondern es konnte auch aus Kärnten ein Steinmühlgang erworben werden. Die Mühle ist noch teilweise funktionsfähig und kann mit Strom aus dem eigenen Wasserkraftwerk betrieben werden – statt des direkten Antriebes durch das Wasserrad. Weiterhin ist neben dem Modell einer Sägemühle noch eine Papiermühle erhalten, bei der die Lumpen mit großen Hämmern in einem Wasserbottich zerkleinert werden. Auch das Schöpfen des Papiers aus der Bütte, das Gautschen (Pressen) und das Trocken werden den Besuchern live gezeigt.
Nach dieser Menge an Infomation wurde im Ratskeller in Augsburg das gemeinsame Mittagessen eingenomen.
Da vor der Stadtführung noch Zeit blieb, konnten die Gäste aus Altdorf noch ein besonderes Schauspiel beobachten: jedes Jahr an den Tagen vor Michaelis am 29. September zeigt sich das „Turamichele“, eine mechanische Figur des Erzengels Michael, die jede Stunde aus einen dafür besonders geschmückten Fenster des Perlachturmes hervorkommt und dann im Takt der Stundenschläge der Turmuhr den Teufel ersticht.
Bei der anschließenden Stadtführung standen die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt auf dem Programm. Los ging es gleich mit dem goldenen Saal im Rathaus, der nach fast völliger Zerstörung im 2. Weltkrieg inzwischen wieder in alter Pracht strahlt. Die daran anschließenden vier Fürstenzimmer konnten ebenfalls besichtigt werden, darin sind untere anderem Gastgeschenke aus Augsburgs Partnerstädten ausgestellt. Es sind noch nicht alle vier Zimmer wieder komplett restauriert, dorf ist noch einiges zu tun.
Weiter ging es mit der Besichtigung des Fugger-Hauses in der Maximilianstraße. Dieses Haus hat nicht nur drei Innenhöfe, die besichtigt wurden. Es hat auch mit über 90 Fenstern die längste Fassade der ganzen Straße, die an Prachtbauten nicht arm ist. Nicht nur der Baugrund an der Straße war teuer, auch gab eine Steuer proportional zu der Anzahl der Fenster. Deutlicher konnte man alsi seinen Reichtum nicht zeigen, als es die Fugger taten. Die Fenstersteuer wurde damals übrigens von den Fuggern anstandslos gezahlt, wovon sich heute mancher eine Scheibe abschneiden könnte.
Nach der Stadt der wohlhabenden Leute wurde auch die Stadt der einfachen und armen Leute besichtigt. Auch diese ist mit dem Namen Jakob Fugger untrennber verbunden – die Fuggerei. Diese älteste Sozialsiedlung der Welt besteht seit 1521 und hat sämtliche Kriege und anderen Umwälzungen überstanden, nicht zuletzt durch die vorausschauende Anlage des Stiftungskapitals durch Jakob Fugger in Wälder und Immobilien. Die ursprünglich 67 Häusen mit 140 Wohnungen in einem standardisierten Grundriss wurde an katholische Augsburger vermietet, die von Armut bedroht waren. Die Jahresmiete beträgt seither 1 Rheinischen Gulden, heute 88 Cent. Dazu kommen inzwischen aber Nebenkosten für Wasser, Strom und Fernwärme, was es früher ja nicht gab. Weil die Straßen in der Fuggerei nachts nicht beleuchtet waren, hat jede Wohnung eine Klinge mit einem individuell gestaltenen Griff, um daran seine eigene Wohnung ertasten zu können.
Am Marktplatz der Fuggerei oder an einem anderen sonnigen Plätzlein klang der Aufenthalt in Augsburg dann gemütlich aus.
Comments are closed.